Das Jahr 1968
 
 
  Das Jahr 1968 war sehr turbulent. Über kein anderes Jahr im letzten Jahrhundert wurde ähnlich viel geschrieben und erzählt. 1968 ist ein Mythos…
 
 
   
                 
  Das Jahr 1968 in der Schweiz und in Zürich
 
 
  In der Schweiz, besonders an der Zürcher Universität, fanden sich die unzufriedenen Studenten in einem ganz anderen Umfeld wieder, als jene Deutschlands oder der USA. Aus gutem Hause stammend predigten sie eine Art neue Weltrevolution, die in der satten, vom Wohlstand verwöhnten Schweiz noch mehr auf Unverständnis stossen musste, als in Deutschland und mitten im real existierenden Kalten Krieg zwischen der BRD und der DDR.

Daneben wurden Tabu-Themen berührt wie freie Liebe und das Recht der Frau „auf ihren eigenen Bauch“. Hochgejubelt wurde auch der „Bewusstseinsdrogen“ propagierende amerikanische Professor Timothy Leary, ohne dass damals schon eine sichtbare Drogenszene vom Drogenelend der Süchtigen zeugte.

Der Studentenführer in Zürich war Thomas Held, heute Präsident des Wirtschaftsverbandes Avenir Suisse. Zwei damalige Studenten, die später gemeinsam im Bundesrat sassen, waren schon damals entgegengesetzter Meinung, die beiden Pastorensöhne Moritz Leuenberger und Christoph Blocher.

Am 31. Mai 1968 kam es im Anschluss an ein Jimmy Hendrix-Konzert im Zürcher Hallenstadion zu ersten Zusammenstössen zwischen Jugendlichen und der Zürcher Polizei, die dann zu den Globus-Krawallen ausarteten.
 

 
      
                 
  Weltgeschichte im Jahr 1968 - eine Chronologie  
 

 

 
  Im Januar 1968 wird Alexander Dubcek Parteichef der KP der CSSR.
Er legt in Moskau ein Reformprogramm vor, das laut Schluss-Kommuniqué die volle Zustimmung der UdSSR hat. Als er es dann real umsetzt, stösst er bei den Partnern des Warschauer Paktes auf Ablehnung, allen voran die der DDR.
Im Mai halten Truppen der UdSSR in der CSSR „Manöver“ ab.
Am 20. und 21.8. wird dem „Prager Frühling“ ein jähes Ende bereitet durch die Invasion von Truppen des Warschauer Paktes, darunter auch die der DDR.
   
 

 
Der Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung Dr. Martin Luther King wird am 4.4. während einer Kundgebung von einem Unbekannten erschossen. Der Zwischenfall löst schwerste Unruhen aus mit 46 Todesopfern.

Am 3.5. kommt es an der Pariser Universität wegen der Schliessung einer Fakultät zu Studentenprotesten, denen die Regierung mit polizeistaatlichen Methoden begegnet. Tagelang wird Paris von Strassenschlachten und Chaos beherrscht. Die „Studentenbewegung“ greift auf andere westeuropäische Länder über, insbesondere auf die BRD und die Schweiz.

Am 6.6. wird der Kandidat für die US-Präsidentschaft und Kritiker des Vietnamkrieges, Robert Kennedy erschossen.

Im Sommer 1968 erreichen die Bilder des Genozids in Biafra, Nigeria, erstmals die entsetzten Augen der Europäer. Es sterben täglich 10,000 Menschen. Bis dahin hatte kein Konflikt in der Dritten Welt, auch nicht der Vietnamkrieg, eine derartige Erschütterung und Betroffenheit in der ganzen Welt ausgelöst.

Am 3.10. beansprucht der sowjetische Aussenminister Gromyko vor der UNO-Vollversammlung ein Interventionsrecht der UdSSR in den Ostblock-Staaten (Breschnew-Doktrin).

Der noch amtierende US-Präsident Johnson ordnet am 1.11. die Einstellung der Bombardierung Nordvietnams an. Der über 3-jährige Bombenkrieg hat die Amerikaner 911 Flugzeuge gekostet (Nordvietnam gibt 3,300 abgeschossene Maschinen an). In über 94,000 Einsätzen sind mehr als eine Mio. Tonnen Bomben abgeworfen worden.

Am 5.11. gewinnt der Republikaner Richard Nixon die US-Präsidentschafts-Wahl.

Am 24.12. umkreist das bemannte US-amerikanische Raumschiff „Apollo 8“ erstmals den Mond.